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Fertig zum Landen

Storchenhorst in Calbitz erneuert und gerade gerückt / Harald Werner bittet Feuerwehren um Hilfe

Calbitz ist wieder fit für Störche: Das Nest auf dem Horst am Ortsausgang in Richtung Collm ist gerichtet und soll Storchenpaaren ab dem kommenden Frühjahr als Liebesnest und Kinderstube dienen. Auf Initiative von Harald Werner und mit Hilfe von Feuerwehren wurde das windschiefe Rad entfernt und durch ein neues ersetzt. storchenhorst b
Neu gegen Alt: Der Calbitzer Wehrleiter Hartmut Thomas, Heinz Böttcher von der Feuerwehr Luppa, Renè Wegner vom Calbitzer Heimatverein und Initiator Harald Werner(v.l.) mit dem neuen, mit Weide bestückten Rad, das auf dem Dreibock in Calbitz montiert wurde. Jetzt hoffen sie, dass dort im Frühjahr ein Storchenpaar landet. Schon länger mussten sich die Calbitzer damit abfinden, dass paarungswillige Störche um den Ort einen Bogen machten.

Kein Wunder, war doch das Quartier auf dem Dreibock in gefährliche Schieflage geraten. Anwohner wie Siegfried Beier ärgerten sich seit langem über den Zustand des Horstes, und auch bei der Gemeinde wurde nach Abhilfe gefragt (wir berichteten), passiert war jedoch nichts. Harald Werner, gebürtiger Calbitzer, der heute in Luppa lebt, übernahm schließlich die Initiative und setzte eine Erneuerung in Gang. „Ich fand es einfach schade, dass der Horst in so schlechtem Zustand war. Außerdem war das schief hängende Rad eine Unfallgefahr", sagt er.

Zuerst musste ein altes Holzrad aufgetrieben werden, das noch in Ordnung war. „Dann habe ich Weide besorgt und die auf das Rad geflochten", beschreibt Werner. Für die Montage schließlich hat sich der Luppaer noch Helfer hinzu geholt. „Die Feuerwehr Calbitz hat das Absperren der Straße übernommen, und die Feuerwehr aus Oschatz war mit der Drehleiter angerückt", erklärte er. Eine wertvolle Hilfe, denn ohne die Gondel der Wehr wäre die Arbeit in luftiger Höhe nicht möglich gewesen.

„Frank Weise von der Zimmerei Weber war mit dabei und hat dafür gesorgt, dass das Rad auch fachgerecht befestigt wird", sagt Harald Werner weiter. Allen Helfern gelte sein Dank, zumal die Montage ein „abendfüllendes Programm" gewesen war. Außerdem setzte der Wind den Männern an der- Spitze der Drehleiter zu. „Das war schon etwas wackelig. Außerdem ist es für zwei Mann und das Werkzeug im Korb ganz schön eng", beschreibt Werner.

Der Luppaer ist zwar leidenschaftlicher Rassegeflügelzüchter und stellvertretender Vorsitzender des örtlichen Vereines, als Storchenkenner will sich Harald Werner aber nicht bezeichnen. Doch jetzt hofft er, gemeinsam mit den Calbitzern, auf Zuwachs im kommenden Jahr. „Jetzt kommt es auf die Tiere an, ob sie das Nest annehmen. Aber ich vermute, dass vielleicht in diesem Jahr Jungstörche nach geeigneten Quartieren für die nächste Brutsaison Ausschau halten", überlegt Werner.

Das sei jedoch ein Trugschluss, weiß Achim Roth. Er ist Naturschutzbeauftragter des Landratsamtes und verfolgt den Zuzug von Störchen im Kreis sehr genau. „Die Jungstörche ziehen schon Mitte August - 14 Tage eher als die Altstörche - in den Süden. Das ist ein Phänomen: Die Tiere treten die Reise zum ersten Mal an und finden sofort den Weg", weiß Roth. „Der Horst wird jetzt also nicht mehr von Tieren inspiziert, da können wir nur für den nächsten Frühling die Daumen drücken. Aber es freut uns sehr, dass der Horst in Calbitz jetzt gerichtet wurde. Der Standort ist gut, weil die Tiere auf den Wiesen um den Ort viel Nahrung finden", schätzt Achim Roth ein. Durch den Wandel in der Landwirtschaft werde das Futter an manchen Stellen dagegen knapp: „Rüben- oder Kartoffelfelder sieht man jetzt kaum noch, stattdessen wachsen oft hohe- Mais-, Raps- oder Getreidefelder. Für die Nahrungssuche von Störchen sind die völlig ungeeignet, kaum sind diese Felder aber abgeerntet, sieht man die Tiere dort wieder".

Im Vorteil sind deshalb Horst-Standorte in der Nähe von Wiesenauen. „Dort haben die Tiere Chance, etwas zum Fressen zu finden", begründet Achim Roth. Den Calbitzern rät der Experte zu Geduld, sollte nicht gleich im Frühling 2008 ein Storchenpaar mit dem Nestbau beginnen. „Das dauert, manchmal. In Sörnewitz zum Beispiel wurde vor drei oder vier Jahren ein Standort eingerichtet. Dieses Jahr hat sich dort ein Paar kurz niedergelassen, ist allerdings dann doch weitergeflogen", sagt Roth. Man könne nichts erzwingen. „Die Malkwitzer hatten traditionell immer Störche in ihrem Ort und, warten nun schon solange darauf, dass es im Nest wieder klappert.

In Luppa dagegen gab es fast hundert Jahre lang keine Störche, und in den 80er Jahren waren sie plötzlich wieder da - und kommen bis heute", erzählt er. (Quelle: OAZ vom 01. August 2007)